Über uns

Wer wir sind

An jedem ersten Mittwoch im Monat halten wir eine Mahnwache in der Hamburger City ab. Wir stehen schweigend auf der Straße in schwarzer Trauerkleidung, um an die Opfer von Gewalt zu erinnern und zu mahnen. Unser Motiv: „Wir wollen uns nicht daran gewöhnen, dass Krieg ein Mittel der Konfliktlösung ist, dass Gewalt gegen Frauen in vielen Ländern alltäglich ist, dass deutsche Waffen und Rüstungsgüter weltweit Menschenleben bedrohen“.

Wir sind Hamburgerinnen, aus unterschiedlichen Stadtteilen, mit unterschiedlichen Biografien.

Mahnwache 

an jedem 1. Mittwoch eines Monats um 16.30 Uhr für etwa eine Stunde, Ida Ehre Platz, Mönckebergstrasse, Hamburg.

Warum bin ich bei der Mahnwache dabei?

Eine beschreibt es so:

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch ein Leben in Frieden und Freiheit führen kann und die Chance hat, sich frei zu entfalten und so zu leben, wie er oder sie es möchte. Als Gruppe der internationalen Bewegung Frauen in Schwarz wollen wir dazu Impulse geben. Jeden ersten Mittwoch im Monat halten wir in der Hamburger Innenstadt Mahnwache und trauern um die Opfer von Krieg und Gewalt. In schwarzer Kleidung stehen wir schweigend zusammen, ein oder zwei von uns verteilen Informationsblätter und motivieren Passanten, mit uns ins Gespräch zu kommen. Dabei erhalten wir viel Zustimmung – aber auch Ablehnung: ‚Wenn ihr hier rumsteht, ändert ihr ja doch nichts! ’, wird uns mitunter zugerufen.

Es gibt viele Wege zum Frieden. Wir wollen eine Veränderung in den Köpfen bewirken – indem wir das Bewusstsein dafür schaffen, dass Konflikte nicht mit Krieg und Gewalt gelöst werden sollten. Die Tragweite dieser Forderung zeigt ein ganz besonderes Erlebnis:

Als wir für den Frieden im Nahen Osten Mahnwache hielten, sprach uns ein junger Mann aus Palästina an und bekundete seine Anerkennung. Kurze Zeit später kam ein junger Mann aus Israel vorbei. Der war konsterniert, dass wir die Befriedung des Gazastreifens fordern. Wir kamen ins Gespräch und ich erzählte ihm, dass ich 1989 auf einer Rundreise israelische und palästinensische Frauen gemeinsam bei einer Mahnwache in Jerusalem gesehen habe und mir seither sehr daran liegt, dass eine Kommunikation in Gang kommt, statt mit Waffen zu agieren. Als wir auseinander gingen, sagte er mir, dass auch er sich eine friedliche Lösung vorstellen könnte.

Der Konflikt ist nun, 2022, viele Jahre später, immer noch ungelöst……

Hamburg, Februar 1993 

Die Nachrichten über den Krieg in Jugoslawien decken täglich neue Gräuel auf, auch über Vergewaltigungen von Frauen als Kriegswaffe.

Wir erinnern uns an die Aktionen „mit Wut und Trauer" des Nordelbischen Frauenwerks und wir erfahren von den Mahnwachen in Israel und in Belgrad. Öffentliche Aktionen, die deutlich machen, dass die beteiligten Frauen nicht einverstanden sind mit der Gewalt, mit dem Bekriegen der "anderen".

Wir starten solidarische Mahnwachen: Trauer um die Opfer von Gewalt, Trauer über zerstörte Beziehungen unter Nachbarn, Gemeinschaften, Mahnung an die politisch Verantwortlichen, Wut über das offensichtliche Versagen von Politik bis hin zu Bruch des Völkerrechts und Verstoß gegen das Grundgesetz.

Wir sind öffentlich nicht damit einverstanden. Deutlich sichtbar, mit Argumenten und Erklärungen, mit Aufrufen, Appellen an PolitikerInnen, an Menschen mit Einfluss.

„Hat das denn Sinn?“

Das war zu Beginn eine der häufigsten Reaktionen von PassantInnen, als wir im Frühjahr 1993 wöchentlich auf der Straße standen.

Als wir die Aktionen begonnen haben, waren die Folgen und Auswirkungen von uns nicht bis zu Ende gedacht. Aber wir waren uns sicher, dass unser Handeln sinnvoll ist.

Frauen in schwarzer Kleidung waren auf jeden Fall 1993 sofort als Trauerfrauen erkennbar. Inzwischen hat sich die Mode geändert, schwarze Kleidung ist in Hamburgs Innenstadt nicht mehr sofort als Symbol erkennbar; erkennbare Plakate, Banner und Handzettel sind wichtiger geworden, um uns von den einkaufenden Passantinnen deutlich abzuheben.

Seit der Nato-Bombardierung Jugoslawiens stehen wir in der Hamburger Innenstadt, einmal im Monat, Frauen aus unterschiedlichen Stadteilen kommen dazu.

Wir stehen schweigend: still stehen mitten unter hastenden Menschen, die alle eilig einem Ziel zustreben, damit lösen wir inzwischen mehr Irritation aus als durch die schwarze Kleidung.


Schweigen ist eine insichgekehrte und doch aufmerksame Haltung: sie gelingt in unserer Gruppe oft, aber nicht immer. Durch das Schweigen können wir uns konzentrieren auf uns selbst, auf die Passantinnen, auf die Menschen, denen weit weg Unrecht geschieht, wir können uns und anderen den Zusammenhang bewusst machen.


Mindestens eine Frau ist während der Mahnwachen zum Gespräch bereit und hält schriftliche Informationen über unsere Anliegen bereit. 

Die Form, der Ort und die Zeit, die teilnehmenden Menschen und die Anlässe haben gewechselt, geblieben ist der Protest gegen Krieg und Gewalt.


Seit dem Februar 2022 durch den Angriff Russlands bzw. Putins gegen die Ukraine ist der Krieg - wieder - sehr nah gekommen und bedrohlich und menschenverachtend geworden, wie wir es uns kaum vorstellen konnten.